Diesmal gibt es veganes Mühlen-Filet von der Rügenwalder Mühle. Kann die Chicken-Alternative mit dem Erfolg der anderen Produkte mithalten?
Von der Rügenwalder Mühle ist man ja sonst eigentlich nur Erfolgsmeldungen gewöhnt. Ob vegane Salami, Nuggets, Lyoner oder Schnitzel: Der Laden läuft hervorragend. Nach etlichem Zögern habe ich mich daher entschlossen, auch der veganen Hähnchenbrust mal eine Chance zu geben.
Wenn man von der Verpackung ausgeht, reicht es eigentlich schon, wenn es nur halb so gut schmeckt wie das Produktbild aussieht.
Außerdem wäre ich wirklich überrascht, wenn das vegane Chicken wirklich in nur “5 min. [aus] Pfanne oder Grill” fertig wäre.
Was ist in den veganen Mühlen-Filets drin?
Das Protein in dem veganen Hähnchen kommt hauptsächlich aus Weizen und Soja. Dazu gesellen sich: Wasser, Rapsöl, Bambusfasern, Stärke, Verdickungsmittel, Salz, Essig, Aromen, Zucker, Flohsamenschalen, Erbsenfasern und Gewürze.
Die Filets sind also schon mal nicht glutenfrei. Aber die Kombi aus Weizen und Soja findet sich derzeit ja sehr häufig in Fleischersatz.
Wie die Zutaten ernährungstechnisch im Vergleich zu Hühnerfleisch abschneiden, zeigt die Nährwerttabelle:
Positiv ist, dass der Fettspiegel nicht übertrieben hoch und sowohl ein guter Eiweiß- als auch Ballaststoffgehalt vorhanden ist. Dem gegenüber steht der recht hohe Stärkegehalt, der sich negativ bei den Kohlenhydraten niederschlägt.
Abseits dieses kleinen Wermutstropfens sind die Nährwerte aber ganz okay, wenngleich das vegane Hähnchen nicht ganz so lean und gesund ist wie echtes.
🌿 Nährwerte: 3,7/5 Punkte
Wie schmeckt das vegane Hähnchen von der Rügenwalder Mühle?
Eines fällt nach dem Öffnen der Verpackung sofort auf: Der große Unterschied zwischen dem Produktbild und den eigentlichen Filets. Man sieht ziemlich schnell, dass diese eigentlich nicht viel miteinander zu tun haben.
Die Scheiben wirken eher in Form gepresst und haben nicht wirklich die Dynamik einer Hähnchenbrust. Da sind andere Hersteller mit ihren Bildern etwas ehrlicher (wie Vivera) oder besser in der Nachbildung (siehe Green Mountain).
Weil ich Zeit und Lust hatte, habe ich das vegane Chicken erst gebraten und dann nochmal in den Ofen geworfen. Das hat zumindest außen etwas Kruste gebracht. Von Innen hat das Hähnchen der Rügenwalder Mühle allerdings die gleichen Wehwehchen wie viele vegane Kopien seiner Art: Die Masse ist eher wurstig.
Immerhin ist es bei Weitem nicht so schlimm, wie andere getestete Produkte. Allerdings fehlen auch hier die Fleischfasern, die eine Hähnchenbrust eben ausmachen.
🧱 Textur: 3/5 Punkte
Rein zufällig habe ich mich mit den Beilagen an der Verpackung orientiert: Obendrauf gab’s Zitrone beim Backen und zu den Röstis eine leichte Weißweinsauce. Tatsächlich waren die Beilagen aromatisch auch eher der Star auf dem Teller.
Obwohl ich die vegane Hähnchenbrust vorher mariniert hatte, konnte ich ihn nicht mehr allzu viel Aroma einhauchen.
Das ist wieder ein veganes Produkt, bei dem ausschließlich starke Kombinationen wie beispielsweise Teriyaki oder Hoisin etwas reißen können. Einen Geschmack von Huhn haben die Filets jedenfalls nicht so richtig.
Vorwiegend schmeckt das Produkt nach dem Fleischersatz aus dem es gemacht ist. Das reicht leider nur für das Punkte-Mittelfeld.
🍽️ Geschmack: 2,5/5 Punkte
Veganes Mühlen-Filet: Wie teuer ist das Chicken im Vergleich?
Das vegane Hähnchen kostet 3,29€ (also 1,82€ auf 100g). Dafür bekommt man, wie auch beim Fleischprodukt üblich, zwei Scheiben pro Packung.
Zum Vergleich: Echte Hähnchenbrust kostet im Normalfall zwischen 1,10€ (Discounter) und 3,40€ (Bio-Qualität) pro 100g. Die Rügenwalder Mühle befindet sich also im unteren Mittelfeld zwischen den beiden Welten.
Ich wäre mir nicht sicher, ob ich dieses vegane Hähnchen noch einmal kaufen würde. Aber man kann auf jeden Fall festhalten, dass der Preis durchaus fair, aber auch nicht gerade wahnsinnig billig ist.
Wer mit den geschmacklichen Abzügen leben kann und einfach nur ein hühner-ähnliches Protein zum Marinieren sucht, der findet in den veganen Mühlen-Filets durchaus eine Alternative zu purem Seitan.
💸 Preis-Leistungs-Verhältnis: 4/5 Punkte
Ein paar Tipps, um noch das Maximum aus dem Produkt herauszuholen
Tatsächlich war das schon mein zweites Tête-à-Tête mit den veganen Filets. Beim ersten Mal hatte ich sie im Sommer fast auf dem Grill vergessen. Allerdings lernte ich daraus meine erste Lektion:
Packungsbeilage ignorieren und wirklich lange braten.
Gerade wenn im Inneren alles sehr homogen ist, hilft außen eine schöne Kruste. Die täuscht dann immerhin über die ein oder andere Unzulänglichkeit hinweg. Außerdem gibt’s dann auch was zum Kauen. Die empfohlenen 5 Minuten also ruhig in den Wind schlagen.
Hinweis Nummer zwei entfällt auf das Marinieren: Großzügig, viel und stark. Bei dieser Art Fleischersatz gewinnt immer das Aroma. Je kräftiger die Marinade, umso besser. Zum Beispiel: Sojasauce, Honig und Knoblauch.
Enttäuschende Performance vom Platzhirsch
Da die Rügenwalder Mühle sonst eher die Königin der Branche ist, habe ich bei den veganen Mühlen-Filets lange gezögert bevor ich sie ausprobierte. Wer zu lange zu gut ist, muss auch irgendwann mal floppen – altes Sportlergesetz.
Genau das ist leider auch so eingetreten. Das Produkt passt irgendwie nicht in die Reihe der sonst sehr soliden Fleischalternativen. Allerdings ist es auch genauso gut (oder zumindest nicht schlechter) als viele andere vegane Chicken auf dem Markt.
So sortieren sich die veganen Mühlen-Filets immerhin im oberen Mittelfeld ein. Von einem erneuten Kauf werde ich, außer es bietet sich ein guter Verwendungszweck an, allerdings ziemlich sicher absehen.
Die Faserigkeit von Fleisch und der gewünschte Biss lassen sich dann doch besser mit Seitan-Erzeugnissen erreichen. Und die sind schließlich auch aus Weizen.
🎯 Gesamtnote: 3.15/5 Punkte